Vom Mali-Einsatz zum Mali-Netzwerk

Engagement in und für Westafrika

Gabriele Riedl (2.v.l.) mit weiteren Mitgliedern von „Aktion pro Afrika“ und der Leitung einer Schule in Bamako

Gabriele Riedl

Meine ersten Erfahrungen mit Westafrika machte ich 2002 in Lagos, Nigeria. Damals besuchte ich als kulturpolitische Sprecherin der Stadt Bochum dort ein Kulturprojekt, das wir unterstützten. Lagos löste bei mir einen regelrechten Kulturschock aus und eigentlich wollte ich danach von Westafrika nichts mehr wissen. 

Doch dann luden Freunde mich 2004 nach Bamako in Mali ein – und ich gewann rasch einen anderen Eindruck. Dieser Besuch motivierte mich, 2005 für drei Jahre nach Mali in die Region Mopti/Bandiagara zu gehen. Im Auftrag des DED (heute: GIZ) unterstützte ich lokale Organisationen bei ihrer Weiterentwicklung: Es ging zum Beispiel um Jahresplanungen in organisatorischer und finanzieller Hinsicht, um Projektentwicklung sowie Monitoring und Evaluierung. 

2011 stellte mich mein damaliger Arbeitgeber, der Kreis Mettmann, für weitere drei Jahre frei, damit ich erneut als Fachkraft für die GIZ nach Mali ausreisen konnte. Dieser zweite Einsatz endete allerdings 2012 abrupt, als das Militär dort putschte. Ich wurde nach Deutschland evakuiert. Für etliche Wochen war völlig unklar, wie es weiter gehen sollte. Das war auch für mich persönlich eine Krise: Die Freistellung des Kreises Mettmann galt für den vorgesehenen Zeitraum bis 2013 und ließ sich nicht verkürzen. 2013 bot sich eine neue Chance für einen Einsatz und ich arbeitete dann bis 2016 als Genderberaterin für die GIZ in Burkina Faso.

Afrika-Engagement in Deutschland 

2007 habe ich – in der Zeit zwischen meinen Afrikaeinsätzen – in Bochum einen Vortrag über meine Arbeit in Mali gehalten. Die Cuba-Hilfe Bochum suchte damals gerade ein weiteres Aufgabenfeld. Mein Vortrag war der Impuls dafür, dass sich der Verein "Aktion pro Afrika e.V." gründete, in dem ich mich seitdem auch engagiere. Angesichts der politischen Krise in Mali organisierten wir 2012 ein Treffen aller Vereine und Gruppen in Deutschland , die mit der Zivilgesellschaft in Mali zusammenarbeiteten. Wir stellten uns vor, dass viele ähnlich ratlos sein dürften wie wir, wie es weiter gehen sollte. Über 60 Menschen aus der ganzen Bundesrepublik folgten unserer Einladung. So entstand das "Mali-Netzwerk", das sich seitdem etwa alle zwei Jahre zu einer Tagung trifft. Wir tauschen uns über die veränderten Bedingungen in Mali aus und berichten über neue Projekte. Eine Vertretung der malischen Botschaft sowie eine Person von Engagement Global ist meist auch zu Gast. Arbeitsgruppen und ein kleines Kulturprogramm runden diese Tagungen ab. Die nächte ist für den Sommer 2024 geplant.

Ehrenamtlich nach Mali

Als Vorstandsmitglied von "Aktion pro Afrika" bin ich im Januar 2024 wieder nach Mali gereist, um unsere Projekte im Umland von Bamako zu besuchen. Schwerpunkte sind Gesundheitszentren und der Bau von Schulen. Außerdem unterstützen wir kleine (Frauen-)Projekte. Es ist spannend zu beobachten, welche Veränderungen in Mali gerade stattfinden. Unsere Partnerstrukturen sind sehr verlässlich und können auch unter den aktuellen Bedingungen ihre Arbeit gut fortführen. Derzeit bereiten wir die Reise nach und die Anträge für neue Projekte vor. Über unsere Reise informieren wir mit Vortragsabenden. Diese Vorträge können Interessierte und Organisationen über "Bildung trifft Entwicklung" bei Engagement Global buchen. Hier bin ich als Rückkehrerin und Referentin gelistet. 

und sonst...

Ich habe aus Afrika einiges an Veränderungen in meinen Gepflogenheiten mitgebracht: Beharrlich pflege ich die Kultur des Grüßens, die in Westafrika so eine große Rolle spielt. Auch ziehe ich spontane Begegnungen langfristigen Terminplanungen vor. Ich liebe Afrobeat im Cosmo-Radio des WDR, ebenso die Sender Al Jazeera, France24 und die Deutsche Welle, die immer auch einen Blick nach Afrika bieten. Mit einigen meiner Ex-Kolleg*innen in Mali und Burkina Faso pflege ich Kontakt über Facebook und WhatsApp, so verliere ich diesen Teil der Welt und meines Lebens nicht aus den Augen. 

Weitere Informationen zu Projekten, Kontakt- und Soendemöglichkeiten: 

https://www.xedoc.de/afrika/

Mehr zum Mali-Netzwerk:

https://www.mali-hilfe.de/netzwerk

Gabriele Riedl war von 2005 bis 2008 und von 2011 bis 2012 in Mali (GIZ) und von 2013 bis 2016 in Burkina Faso (GIZ). 

Der Artikel erschien in Facetten der Rückkehr- transfer 01/2024.