Gender-Fachplanerin bei der GIZ
von Nora Pistor
Ich habe über zehn Jahre im Ausland gearbeitet – unter anderem von 2009 bis 2011 als Fachkraft im Entwicklungsdienst in Hanoi, Vietnam. Dort war ich als DED-Beraterin für das Center for Women in Development (CWD) tätig, um die Umsetzung des damals neuen Gender Equality Laws zu unterstützen. In weiteren Projekten diverser internationaler Organisationen, unter anderem in Jemen, Mexiko, Mali, Myanmar, Thailand, Haiti und Afghanistan, konnte ich das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter vertiefen und in unterschiedlichen Kontexten kennenlernen.Ich habe über zehn Jahre im Ausland gearbeitet – unter anderem von 2009 bis 2011 als Fachkraft im Entwicklungsdienst in Hanoi, Vietnam. Dort war ich als DED-Beraterin für das Center for Women in Development (CWD) tätig, um die Umsetzung des damals neuen Gender Equality Laws zu unterstützen. In weiteren Projekten diverser internationaler Organisationen, unter anderem in Jemen, Mexiko, Mali, Myanmar, Thailand, Haiti und Afghanistan, konnte ich das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter vertiefen und in unterschiedlichen Kontexten kennenlernen.
Ende 2020 schrieb die GIZ in der Abteilung Governance und Konflikt eine Stelle als Fachplanerin im Gender-Fachteam aus. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte mich schon länger die Idee, nach vielen Jahren der Auslandstätigkeit meine vielfältigen Erfahrungen aus der Gleichstellungsarbeit im Bereich der deutschen Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen. Daher bewarb ich mich auf diese Stelle – mit Erfolg: Seit Anfang 2021 arbeite ich mit einem Team von Kolleg*innen daran, das Gender-Thema in die Konzeption von GIZ-Vorhaben stärker zu integrieren.
Themen und Aufgaben
Wichtige und wiederkehrende Themen sind neben der geschlechtsbasierten Gewalt die Förderung der politischen Beteiligung von Frauen in Konfliktregionen und die Umsetzung der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit. Auch das wirtschaftliche Empowerment oder die Integration von Gender-Aspekten in diverse Themen und Sektoren von ländlicher Entwicklung bis Berufsbildung stehen auf der Agenda.
Meine Hauptaufgabe besteht in der Konzeption und Planung von Vorhaben, die den Schwerpunkt auf Geschlechtergleichberechtigung setzen. Außerdem entwickeln wir Konzepte und Systeme, um Genderaspekte in den Instrumenten und Prozessen besser zu verankern und tragen durch Trainings und Wissensveranstaltungen zum Capacity Building zur Gleichberechtigung der Geschlechter in der Innen- und Außenstruktur der GIZ bei.
Andere Wirkungsebene
Beim Austausch mit und in der Beratung von Kolleg*innen anderer Fachbereiche, Organisationen und Auftraggeber*innen kommen mir die vielfältigen Erfahrungen aus meinen Auslandsjahren sehr zugute. Mit meinem praktischen Wissen aus den diversen Realitäten vor Ort kann ich den teils recht abstrakten politischen Zielvorstellungen leichter eine unmittelbare und konkrete Bedeutung geben und dabei einordnen, welche Wirkungen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit vor Ort erzielt werden können.
Bisweilen findet meine heutige Arbeit doch weit entfernt von den Zielgruppen statt – den Frauen in all ihrer Diversität sowie marginalisierten Bevölkerungsgruppen, aber auch den Männern, die als Change Agents für die Gleichberechtigung der Geschlechter wichtige Adressaten darstellen. Allerdings ist es mir hier in meiner Funktion nun möglich, einen Beitrag auf einer anderen Wirkungsebene zu leisten und so tatsächlich zu systemischen Veränderungen beizutragen.
Politik gibt neue Impulse
Mit der neuen Schwerpunktsetzung der Bundesregierung zur Feministischen Entwicklungs- und Außenpolitik hat meine Arbeit in der GIZ frischen Rückenwind bekommen. Der sogenannte „Aufwuchspfad“ des BMZ sieht einen signifikanten Anstieg von geförderten Vorhaben, die das Hauptziel der Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter haben, vor.
Dabei gibt es nicht nur in quantitativer Hinsicht im Bereich der Vorhabenplanung zu Gender mehr zu tun. Auch die Qualität von Vorhaben orientiert sich an neuen, feministischen Kriterien, allen voran dem Anspruch, eine intersektionale, inklusive und menschenrechtsbasierte Perspektive verstärkt anzuwenden und die strukturellen Ursachen für Ungleichheit und Diskriminierung auf systemische Weise zu adressieren.
Dies fördern wir mittels gendertransformativer Ansätze, um einen wirklich nachhaltigen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit zu leisten. Dabei arbeiten wir beispielsweise mit Methoden wie dem Generationendialog, der Jüngere und Ältere gleichermaßen in die Lösungsprozesse einbezieht. Und wir initiieren und unterstützen ganzheitliche Veränderungsprozesse, die auf unterschiedlichen Ebenen die Ursachen von Ungleichheit und Diskriminierung in den Blick nehmen.
Ein Beispiel hierfür ist das Projekt zur Prävention von Genitalbeschneidung von Frauen am Horn von Afrika, in dem lokale Partnerorganisationen den Generationendialog anwenden, um Veränderungen der Geschlechternormen in den Projektregionen anzustoßen. Oder auch das Vorhaben „Women 4 Peace“, das die GIZ in Zusammenarbeit mit UN Women umsetzt, bei dem es um die verbesserte Beteiligung von Frauen an politischen und Friedensprozessen im Mittleren Osten und Nordafrika geht und das ich aus fachlich-methodischer Sicht berate.
Aussichten
Mein persönliches Fazit nach vielen Jahren Arbeit zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit: Es hat sich viel getan in diesem Bereich. Wir sind einen großen Schritt weitergekommen. Umso wichtiger ist es nun, das Erreichte nicht wieder durch anti-feministische und anti-demokratische Bewegungen zu verlieren, denn es bleibt nach wie vor viel zu tun.
November 2023
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