Unterwegs mit dem „Puppentheater des Friedens"
Heike Kammer
Schon als Kind habe ich mich über Ungerechtigkeiten auf der Welt geärgert, aber auch Menschen geliebt, die sich für Gerechtigkeit einsetzen. Schon immer wollte ich da auch einen Beitrag leisten. Ich machte eine Ausbildung in der Landwirtschaft und reiste mit 19 Jahren nach Südamerika. Dann war ich einige Jahre unterwegs. In Amerika und Europa habe ich bei Projekten und Aktionen mitgemacht, die ich unterstützenswert fand, zum Beispiel bei Kaffeeernten in Nicaragua, Friedensmärschen und Protesten gegen Krieg.
1986 lernte ich in Guatemala Frauen kennen, deren Männer, Söhne, Töchter entführt wurden und verschwunden waren. Die Frauen hatten sich organisiert, um gemeinsam für die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen und die Bestrafung der Schuldigen zu kämpfen. Sie wurden von der Friedens- und Menschenrechtsorganisation peace brigades international (pbi) unterstützt. Die internationalen Friedensteams der pbi begleiten auf Anfrage lokale Menschenrechtsverteidiger/innen, um ihnen Schutz und Freiraum für gewaltfreie politische Arbeit zu geben. Seit 1987 war ich mit pbi in El Salvador, Guatemala, Kolumbien und Mexiko. Bis 2005 verbrachte ich die meiste Zeit in Lateinamerika und kam immer mal für einige Monate auf Vortragsreisen nach Deutschland.
In Mexiko war ich etwa sechs Jahre im Team SIPAZ in Chiapas, welches von einer Koalition von 50 Organisationen getragen wird. Über pbi und den Evangelischen Entwicklungsdienst war ich drei Jahre ZFDFriedensfachkraft. Der Krieg in Chiapas hat dort Dorfgemeinschaften gespalten und die Menschen gegeneinander aufgebracht. Wir haben dann dort das „Puppentheater des Friedens“ entwickelt, um auf spielerische Weise die Menschen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Inhalte unserer Theaterstücke handeln von Krieg und Frieden, Umwelt und Frauenrechten.
2005 begab ich mich auf eine Vortragsreise nach Deutschland. pbi Deutschland baute zu der Zeit das pbi-Bildungsprojekt auf mit dem Ziel, unsere Auslandserfahrungen auch Jugendlichen in Deutschland näher zu bringen. Das „Puppentheater des Friedens“ wurde zu einer attraktiven Ergänzung, um insbesondere Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren die Thematik näher zu bringen. Diese Arbeit ist mit ganz viel Freude verbunden, denn die Kinder lernen mit großem Spaß. Und da es in den Stücken oft darum geht, das Konfliktverhalten im engeren Umfeld zu reflektieren, ist es für mich eine gute Möglichkeit, meine Kompetenzen aus der EZ für gesellschaftliche Veränderung hier zu nutzen. Ich trete in Grundschulen, Kindergärten, Ferienprogrammen und bei geeigneten öffentlichen Festen, Veranstaltungen und Messen auf. Oft ist eine finanzielle Förderung solcher Veranstaltungen über verschiedene Organisationen im Bereich des Globalen Lernens möglich. Die Formate sind dabei sehr unterschiedlich, sie reichen von 30 Minuten für eine Aufführung des Puppentheaters bis hin zu Projektwochen mit Puppentheater, Handpuppenbau und Theaterstückentwicklung.
Heike Kammer war von 2002 bis 2004 in Mexiko (erschienen in transfer Ausgabe 1/2018)