Seminar "Netzwerken will geübt sein"

Wertvolle Impulse für das Ankommen

14 Personen stehen vor Rollups mit der Aufschrift AGdD an einem Messestand.
Seminarteilnehmende und Mitarbeitende der AGdD am Messestand der AGdD bei der EGAGEMENT WELTWEIT.

Von Julia Suchar (Dezember 2024)

Vor wenigen Monaten ging für mich eine herausfordernde und zugleich besonders prägende Zeit als Fachkraft im Entwicklungsdienst zu Ende. Nach drei Jahren in Kirgisistan bin ich nach Europa zurückgekehrt. Damit verbunden war für mich ein Neuanfang – ein Ankommen und Anschluss finden – sowohl privat als auch beruflich.

Auf der Suche nach einem Impuls, der diesen Prozess in Bewegung setzen könnte, meldete ich mich für das AGdD-Praxisseminar „Netzwerken will geübt sein!“ an, das mit einem Besuch der „ENGAGEMENT WELTWEIT“, der größten Fachmesse zur Entwicklungszusammenarbeit in Siegburg, verknüpft war. 

Bereits vor Seminarbeginn gaben die Anregungen, die wir (online) zur Vorbereitung des Messebesuchs erhielten, meinem Ankommensprozess eine neue Dynamik: so z.B. das Aktualisieren meines LinkedIn-Profils oder die Entwicklung eines Elevator Pitches (prägnante Kurzvorstellung der eigenen Person oder Ideen) – auch wenn beides noch „work in progress“ ist.

Vor dem Messe-Auftakt erprobten wir – quasi als Aufwärmübung – verschiedene Methoden des Netzwerkens innerhalb unserer Gruppe und stimmten uns so auf die ersten „echten“ Vernetzungsgespräche ein. Die Messe eröffnete dann mit einem Podiumsprogramm und einem Welt-Café, bei dem wir mit Vertreter*innen aus Politik und verschiedenen entwicklungspolitischen Organisationen über aktuelle Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ins Gespräch kamen.

Mit klaren Zielen zum Messebesuch

Am Samstagmorgen legten wir im Seminar zunächst unsere individuellen Ziele für den anschließenden Messebesuch fest. Diese sollten uns durch den Tag führen. „Mit welcher Haltung willst du heute mit Menschen ins Gespräch kommen?“ – diese Frage begleitete mich, während ich meine Runden vorbei an den Messeständen drehte. Anfangs fiel es mir schwer, die richtigen Worte für meine Kurzvorstellung zu finden. Doch nach einiger Zeit kam ich in Schwung. Die Gespräche wurden zunehmend spannender, informativer und hatten manchmal sogar etwas Unerwartetes. Mein Elevator Pitch entwickelte sich weiter. Ich bekam ein besseres Gespür für meine Gegenüber an den Messeständen und ich probierte aus, welche Facetten meines Profils – je nach Organisation und Gesprächssituation – besonders gut geeignet sind, um Türen zu öffnen und ins Gespräch zu kommen.

So konnte ich wertvolle Einblicke in aktuelle Projekte und Trends der EZ gewinnen und Organisationen aus der Perspektive ihrer Mitarbeitenden kennenlernen – ein zentrales Ziel meines Messebesuchs. Selbst wenn nicht alle Kontakte unmittelbar für meinen beruflichen Weg relevant erschienen, habe ich den Austausch sehr genossen.

Thema Kolonialität

Das Rahmenprogramm der Messe, das sich mit Kolonialen Kontinuitäten in der Entwicklungszusammenarbeit beschäftigte, bereicherte den Tag mit wichtigen Impulsen zur Reflexion der Strukturen der EZ. Mich beschäftigt dieses äußerst relevante Thema – besonders im Zusammenhang mit meinen Erfahrungen im Entwicklungsdienst. Als EU-Bürgerin war ich während meines Einsatzes stets in einer privilegierten Position, die durch die Absicherungen des Entwicklungshelfer-Gesetzes in Kontrast zu den herausfordernden Bedingungen im sogenannten Globalen Süden stand.

Aus dem Seminar nehme ich nicht nur einen konkreten Plan für die nächsten Schritte mit, sondern auch die Erkenntnis: authentisches Netzwerken bedeutet, sich bewusst dafür zu entscheiden, es zu üben sowie Zeit und Energie in diesen Prozess zu investieren. Und Netzwerken will nicht nur geübt, sondern auch ständig weiterentwickelt werden. Erste Ideen für ein Netzwerkkonzept im Sinne des Community-Aufbaus schwirren mir bereits im Kopf herum.


Über die Autorin

Julia Suchar
MBA CSR&NGO Management
2015 – 2017: Georgien, DÜ/Brot für die Welt
2021 – 2024: Kirgisistan, DÜ/Brot für die Welt