50 Jahre Entwicklungshelfer-Gesetz
Bonn. 04. Juni 2019. Am 18. Juni jährt sich zum 50. Mal die Verabschiedung des deutschen Entwicklungshelfer-Gesetzes. Es hatte 1969 im Bonner Bundestag den Grundstein für die Entsendung von bislang 30.000 Fachkräften in rund 100 Länder gelegt. Von Bonn aus arbeitet auch heute der bundesweite Dachverband: die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste e.V. (AGdD). In deren Geschäftsstelle wird zum Jubiläum am 18. Juni ab 14 Uhr zu einem Tag der offenen Tür geladen.
Bei der Pressekonferenz am 04. Juni in den Räumen der AGdD informierten darüber:
- Einladerin Dr. Gabi Waibel, Geschäftsführerin der AGdD, erklärte: „Das Gesetz von 1969 hat die Grundpfeiler für die rechtliche Absicherung der Fachkräfte in ihrem Einsatz in Ländern des Globalen Südens gesetzt. Und es hat die staatlich geförderte berufliche Beratung der zurückgekehrten Fachkräfte durch die AGdD sichergestellt. Fachkräfte, die nach ihrem Dienst zurückkommen, sind auch eine wichtige Ressource für ihre Herkunftsländer – also auch für Deutschland. Das haben schon in den 60er Jahren die Entwicklungsdienste und die Politiker gesehen. Deshalb gibt es im Entwicklungsdienst einen Bereich der ‚Rückkehrarbeit‘ - der sehr wichtig ist. Ein wesentlicher Teil davon findet hier in Bonn – bei uns – statt. Wichtig sind uns aber auch die Herausforderungen und Chancen des aktuellen und des zukünftigen Entwicklungsdienstes. Dabei geht es letztlich um die Frage, welche politische und soziale Bedeutung solidarisches Handeln in unserer globalen Welt gerade heute hat.“
- Dr. Anthea Bethge, Geschäftsführerin des internationalen christlichen Friedensdienstes EIRENE (eines der von der AGdD vertretenen Trägers), betonte, dass die sieben staatlich anerkannten Träger des Entwicklungsdienstes überwiegend mit der Personalentsendung von Fachkräften befasst sein müssen. „Man braucht die besondere Expertise, mit der Ressource ‚Mensch‘ zu arbeiten und kann nicht einfach Personen ‚irgendwie rausschicken‘. Das ist eine ganz eigene Art von partnerschaftlicher Zusammenarbeit.“ Über die Rekrutierung von Fachkräften sagte sie: „Wir bei EIRENE haben in den 50 Jahren gelernt, wie wichtig es ist, die Fachkräfte gemeinsam mit den Organisationen vor Ort auszusuchen. Es muss Konsens herrschen, sowohl wir als auch die Partnerorganisation müssen zustimmen.“
- Gerd Hönscheid-Gross, Fachkraft im Entwicklungsdienst in Sambia 1973–1975 und in Simbabwe 1985–1990, sprach darüber, wie er zehn Jahre nach seinem ersten Entwicklungsdienst sich nochmals für diesen Schritt entschied: „Nach sechs Jahren in Berlin wollte ich die Seite des Tisches wechseln – von der Geber-Seite auf die Nehmer-Seite. In Simbabwe war ich dann in einer einheimischen zivilgesellschaftlichen Organisation, die die Reform des Erziehungswesens zum Ziel hatte, als Genossenschaftsberater für junge Leute tätig.“ Außerdem lobte er die soziale Absicherung durch das EhfG und die Arbeit des Förderungswerks: „Aufgrund gesundheitlicher Probleme mussten wir unsere Zelte in Simbabwe von einem Tag auf den anderen abbrechen. Wir sind ein Jahr lang durch das Arbeitslosengeld aufgefangen worden und das war auch absolut notwendig. Danach bin ich über das Förderungswerk an eine erste Anstellung gekommen: Ich wurde Geschäftsführer bei einer Lobbyorganisation für Entwicklungszusammenarbeit hier in Bonn.“
- Daniel Jäger, Fachkraft im Entwicklungsdienst auf den Philippinen 2009-2014, u.a. als Programmleiter des Forum Ziviler Friedensdienst (eines der von der AGdD vertretenen Trägers), erzählte, wieso er sich 2009 mit Anfang 30 für einen Entwicklungsdienst auf den Philippinen entschied: „Ich wollte nicht unbedingt auf die Philippinen – ich wollte in meinem Bereich, der zivilen Konfliktbearbeitung, arbeiten. Der regionale Kontext war mir erstmal nicht so wichtig. Außerdem bin ich Ethnologe und finde neue Kontexten, Kulturen und soziale Strukturen erstmal spannend.“ Er erzählte außerdem, wie er mit seiner Frau für seinen zweiten Entwicklungsdienst nach Uganda ging: „Nicht alle haben das Glück, das beide Partner einen Vertrag haben oder eine Arbeit finden und das macht es schwierig. Es war ein Schritt ins Ungewisse, bei uns hat es dann aber ganz gut geklappt, weil wir beruflich aus dem gleichen Feld kommen.“
- Louisa Sedjro, Fachkraft im Entwicklungsdienst in Togo 2015–2017, erklärte, wieso sie sich mit 29 Jahren als Volljuristin gegen die schnelle Karriere entschied: „In diesem Alter kann man mit der Karriere durchstarten, es ist aber auch der Punkt, an dem man über seine Identität am meisten nachdenkt. Ich habe das Bi-nationale in meiner Person, daher wollte ich zu meinem Ursprung zurückgehen und gleichzeitig das mitnehmen, was ich für mein Herkunftsland gewinnbringend einbringen kann.“ Mit ihrer Arbeit konnte das Personenstandswesen stark weiterentwickelt werden. Heute helfen ihr die Erfahrungen aus dem Entwicklungsdienst bei ihrer Arbeit in der GIZ: „Man nimmt die Umsetzung von Projekten ganz anders wahr. Ich bin häufig die erste, die Hindernisse und praktische Probleme in den Anträgen sieht.“